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Newsletter August 2014
 

20 Jahre CERTQUA - Die wichtigsten Meilensteine

Interview mit CERTQUA-Geschäftsführer Andreas Orru zur Unternehmenshistorie

Redaktion: Herr Orru, wer steht hinter der CERTQUA und was waren die Beweggründe für die Gründung?

Andreas Orru: Die CERTQUA GmbH ist ein Unternehmen, welches 1994 von den Spitzenverbände der Deutschen Wirtschaft und dem Wuppertaler Kreis e.V. gegründet wurde. Gründungsgedanke war, die schon damals aufkommende Zertifizierungsdiskussion im Bildungsbereich von Beginn an aktiv mitzugestalten. Es ging darum, einen speziell auf die Bildungsbranche ausgerichteten Spezialzertifizierer aufzubauen und im Markt zu verankern, dessen Auditoren die Besonderheiten eines Bildungsanbieters und die Anforderungen der Normen und mitgeltenden Regelwerke prüfungstechnisch optimal in Einklang bringen können. Dies ist uns gemeinsam in den letzten 20 Jahren hervorragend gelungen.

Redaktion: Welches sind die aus Ihrer Sicht herausragenden Meilen-steine für CERTQUA aber auch für die Bildungsanbieter, die von CERTQUA betreut werden?

Andreas Orru: Nun, wir gehen in unserer Arbeit grundsätzlich ruhig, konzentriert und strukturiert vor. Ich möchte 10 Meilensteine nennen:

  • Die Gründung der CERTQUA 1994.
  • Die sich anschließende erfolgreiche Akkreditierung als Zertifi-zierungsorganisation.
  • Die erfolgreiche Aufnahme des operativen Geschäftes im Kernbereich Zertifizierung.
  • Die Entwicklung des Geschäftsfeldes Schulungen für Fach- und Führungskräfte des Bildungsmanagements.
  • Die Entwicklung des Geschäftsfeldes Sonderprüfungen und kundenspezifische Lösungen, wo wir Organisationen z.B. in der Entwicklung bzw. Prüfung eigener Qualitätsstandards unterstützen.
  • Der Beginn unserer internationalen Aktivitäten.
  • Die Einführung der AZWV zum 01.01.2006.
  • Die Umstellung auf die AZAV 2012.
  • Die Entwicklung unserer Online-Strategie.
  • Unsere Positionierung insgesamt als marktführender Akteur in unserem Arbeitsbereich.


Redaktion: Wie positioniert sich die CERTQUA heute?

Andreas Orru:  Heute ist die CERTQUA eine nach ISO 17021 und ISO 17065 akkreditierte Zertifizierungsorganisation die auf Arbeitsmarkt-, Bildungs- und Dienstleistungsorganisationen spezialisiert ist. In zahlreichen Gremien bringt sie ihre Expertise ein und arbeitet dort an praxisnahen Regelungen mit.

National wie international ist sie mit zahlreichen Experten in den Kompe-tenzbereichen Qualitätsmanagement und Zertifizierung tätig. Unternehmen, Bildungsorganisationen, Schulen, Hochschulen, Ministerien und andere Institutionen und Körperschaften des öffentlichen Rechts werden mit höchstem Engagement betreut.

Darüber hinaus ist sie als Fachkundige Stelle auf der Basis der Rechtsverordnung AZAV akkreditiert. Insbesondere im Segment der Zulassung von Bildungsmaßnahmen ist sie mit bisher über 35.000 AZWV/AZAV-Maßnahmenzulassungen der größte Akteur.


Redaktion: Wie zeichnet sich das Kerngeschäft des Zertifizierers CERTQUA heute aus?

Andreas Orru: Das Kerngeschäft ist die Zertifizierung von Organisationen und die Prüfung und Zulassung von Arbeitsmarktdienstleistungen und den damit verbundenen Services, um unsere Kunden aller Größenordnungen bei der Abwicklung ihrer Prozesse zu unterstützen. Dazu muss man wissen, dass Zertifizierung und Zulassung (AZAV) ein sehr formalisiertes Arbeitsfeld für alle Beteiligten ist.

Unsere Kernlösungen für unsere Kunden umfassen sowohl die professionelle Auditdurchführung vor Ort als auch die Bereitstellung von IT-Portallösungen, damit kundenseitige Beantragungsprozesse schnell und effizient abgewickelt werden können.

Insgesamt bildet die IT-Portalstrategie ein aufeinander abgestimmtes und stabiles Lösungsportfolio, welches unseren Kunden hilft, die komplexen und umfangreichen Erfordernisse eines Auditierungs- und Zulassungsverfahren effizient und flexibel zu bearbeiten.

Unsere Strategie schafft Mehrwert und Service für unsere Kunden. Wir inves-tieren für unsere Kunden erhebliche Finanzmittel. Deshalb hebt sich die CERTQUA vom Feld der Wettbewerber deutlich ab.

Redaktion: Erkennen Sie Veränderungen in der Wahrnehmung von Zertifizierungen in den letzten Jahren?

Andreas Orru: Diese Veränderungen gibt es in der Tat und sie sind zentral.
Es ist so, dass die Unternehmen, gerade im Bildungsbereich, früher den Weg der Zertifizierung als freiwilliges Qualitätsengagement für sich erkannt haben. Man konnte den Unternehmen bzw. den Mitarbeitern durchweg eine intrinsische Motivation bescheinigen.

Heute ist, durch die verbindliche Vorgabe obligatorischer Regelwerke, davon nicht mehr viel übrig. Zertifizierung als Marktzugangsvoraussetzung bein-haltet immer, dass sich die Akteure zwar dem Verfahren stellen, aber ggf. auch mit einem nur mäßigen Prüfergebnis zufrieden geben, schließlich reicht ein knappes Bestehen für den Marktzugang aus. Ob dadurch dann das Qualitätsniveau, wie gewünscht, insgesamt in einer Branche steigt und eine Zertifizierung tatsächlich zum qualitätsbestimmenden Merkmal werden kann, kann durchaus unterschiedlich bewertet werden. Jedenfalls wäre niemandem gedient, wenn zwar alle Marktakteuere zertifiziert, die Qualität aber bei allen in Zeugnisnoten ausgedrückt nur bei 4 minus läge.

Redaktion: Wie reagiert die CERTQUA auf diese Entwicklung?

Andreas Orru: Wir können diese Entwicklung nicht akzeptieren. Deshalb ermuntern wir unsere CERTQUA-Kunden, es nicht nur bei einer obligatorischen Zertifizierung zu belassen, sondern die Chancen zu sehen, die Ihnen die verschiedenen Qualitätsansätze für die professionelle Steuerung und Aufstellung ihrer Bildungs- oder Arbeitsmarktorganisation bringen. Unser Anspruch ist, dass Organisationen mit CERTQUA-Zertifikat besser sind als der Durchschnitt. Dazu orientieren, informieren und schulen wir unsere Kunden und Auditoren regelmäßig.

Ganz besonders freue ich mich auf die neue ISO 9001:2015, die jetzt bald in der finalen Bearbeitung ist und die mit der neuen „high level structure“ einen wirklich guten Managementrahmen für die qualitätsorientierte Ausrichtung von Unternehmen und Organisationen bildet.

Redaktion: Wie sehen Sie heute die Kundenstruktur der CERTQUA?

Andreas Orru: Unsere Kunden, von Kleinunternehmen über den Mittelstand bis hin zu großen Zweigstellenanbietern und Konzernen, arbeiten vorwiegend im Bereich der Arbeitsmarkt- und Bildungsdienstleistungen.
Dieser spezielle Markt, den wir mit unseren vielfältigen Dienstleistungen heute bedienen, die dazu häufig in Kombination nachgefragt werden, unterliegt zunächst den gleichen Trends wie die gesamte übrige Wirtschaft.

Für viele unserer Kunden ist darüber hinaus die Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit, den örtlichen Arbeitsagenturen, den gemeinsamen Einrichtungen (Jobcenter) sowie den zugelassenen kommunalen Trägern (zkT) ein wichtiger Eckpfeiler ihrer wirtschaftlichen Tragfähigkeit. Hier beste-hen besondere und zusätzliche Einflussfaktoren, die unsere Kunden und damit auch wir als Zertifizierer, z.B. prüfungstechnisch, beachten müssen. Der Bereich der Arbeitsmarktförderung wird hier wesentlich durch das Regelwerk der AZAV beeinflusst.

Redaktion: Warum sollte sich ein Unternehmen heute für die CERTQUA entscheiden?

Andreas Orru: Zunächst gilt, niemand „muss“ sich für die CERTQUA entscheiden. Die Kunden haben z.B. im Bereich der AZAV die Auswahl zwischen mindestens 35 Zertifizierern, reine ISO-Kunden können sogar zwischen noch mehr Zertifizierern auswählen.

Wir stehen also Tag für Tag in einem harten Wettbewerb mit vielen und zunehmend vielen Zertifizierungsorganisationen. Wir sind jedoch gut aufgestellt. Unsere Markterwartungsziele sind hoch. Wir stellen uns dem Wettbewerb ruhig und konzentriert, haben überzeugende Konzepte, einen klaren Arbeitsplan und hervorragende Mitarbeiter.

Die Differenzierung im Markt erfolgt für uns Dank unseres Ansatzes u.a. über unsere speziellen Services, die der Wettbewerb so nicht anbieten kann. Sei es, weil er keine eigenen Innovationsstrategie entwickeln kann, sei es, weil er die fortlaufenden finanziellen Investitionsmittel dazu nicht bereitstellen kann oder will.

Wir als CERTQUA stehen für ein hohes Innovationstempo, wir investieren fortlaufend erhebliche Finanzmittel, um einen Mehrwert für unsere Kunden zu schaffen. Dazu zählt u.a. auch, dass wir die Anbindung der Kunden-IT an unser Portalsystem nochmals forciert haben. Unsere neue Web-Schnittstelle ermöglicht einen direkten und beidseitigen Datenaustausch zwischen Kunden- und CERTQUA-IT-System, wodurch wir erhebliche Synergien für unsere Kunden generieren können. Über Dashboards und Managementcockpits wollen wir unseren Kunden weitere Analysen zugänglich machen, Daten aufbereiten und ggf. Trends aufzeigen. Die Kunden sind also bestens bei uns aufgehoben.

Ich darf außerdem fünf zentrale Vorteile nennen:

  1. Reputation: Als Einrichtung der Spitzenverbände der Deutschen Wirtschaft und des Branchenverbandes Wuppertaler Kreis e.V. haben wir eine in Politik, Wirtschaft, Verbänden und Behörden bekannte und anerkannte Reputation und Expertise
  2. Stimme: Als Einrichtung der Wirtschaft sind wir Partner an der Schnitt-stelle zwischen Wirtschaft und Politik. Wir transportieren die Anliegen unserer Kunden. Dazu arbeiten wir in vielen Gremien engagiert mit oder arbeiten diesen zu.
  3. Professionalität: Langjährige Expertise, seit 1994, in den Spezialbereichen Arbeitsmarkt, Bildung und Dienstleistung.
  4. Innovation: Durch komfortable Online-Plattformen werden Beantragungs-verfahren für unsere Kunden kompakt, einfach und zeitoptimiert durchführbar.
  5. Information: Über unsere Mitarbeiter, unsere Schulungen, unsere Konferenzen (Branchenforen), über unseren Newsletter und unseren Social Media Auftritt werden unsere Kunden stets umfassend über aktuelle Themen und Entwicklungen informiert. Wir haben für unsere Kunden das „Ohr auf der Schiene“, bereiten die Informationen auf und kommunizieren diese über die genannten Wege.


Redaktion: Sie sprachen soeben die CERTQUA-Mitarbeiter ab. Wie rekrutiert die Zertifizierungsorganisation Mitarbeiter? Schließlich ist dies weder ein Studien- noch Lehrberuf.

Andreas Orru: Das ist richtig, lernen bzw. studieren kann man unser Metier kaum und deshalb müssen wir auch bei der Personalrekrutierung und –auswahl anders vorgehen. Wir erwarten natürlich eine grundlegende formale Qualifikation, sei es eine Berufsausbildung oder ein Studium. Beides wird ideal durch eine mehrjährige berufliche Praxis in der Branche ergänzt. Es ist dann unsere Aufgabe als CERTQUA, unseren neuen Mitarbeitern das zertifi-zierungsspezifische Wissen, insbesondere sämtliche mitgeltenden Akkreditierungsregelwerke, durch eine gezielte und begleitete Einarbeitung und Schulung zu vermitteln. Zusätzlich besuchen unsere Mitarbeiter regelmäßig einschlägige Veranstaltungen und Konferenzen unseres CERTQUA-Schulungsbereiches. Die Teilnahme an Schulungsmodulen wie QM-Beauftragter, Q-Manager, Fachauditor, AZAV-Beauftragter etc. ist je nach Einsatzgebiet obligatorisch.

Dafür hat man am Ende einen sehr interessanten Arbeitsplatz, den Überblick über ganze Kunden- und/oder Produktgruppen (Bildungsmaßnahmen etc.) bzw. über die gesamte Branche oder führt verantwortlich bestimmte Kundensegmente oder Großkunden. Die Verantwortung ist hoch, schließlich sind wir in der Fläche alleine im Regelungsbereich der AZAV sicherlich für bis zu 7.000 Kundenstandorte verantwortlich. Interessanterweise bekommen wir übrigens fast mehr Bewerbungen von branchenfremden Interessenten, hier würde ich mir mehr Zutrauen von Interessenten aus der Bildungs- und Arbeitsmarktdienstleistungsbranche wünschen.

Redaktion: Richten wir den Blick nach vorne. Wo sehen Sie da die Schwerpunkte für die CERTQUA?

Andreas Orru: Ich hatte erwähnt, dass unsere Markterwartungsziele sehr hoch und ambitioniert sind. Wenn wir antreten, wollen wir vorne spielen. Dieses Denken zieht sich durch die gesamte Organisation und das gibt uns Drall und Richtung. Bei der Analyse der Zukunftsfähigkeit gehen wir systematisch vor. Bei allen Überlegungen begleiten uns zwei Leitfragen:

  • Mit welchen Dienstleistungen, Preismodellen und Services können wir im Markt überzeugen?
  • Wie gelingt es uns, den Abstand zum Wettbewerb weiter hoch zu halten und weiter auszubauen?


Am Ende muss das, was wir machen, für unsere Kunden einen wirklichen Nutzen bringen.

Wir prüfen auch in Zukunft weiterhin bestehende Übernahmeoptionen, wobei wir uns bislang immer und bewusst für generisches Wachstum entschieden haben. Wir prüfen den Aufbau zusätzlicher Akkreditierungsbereiche, wobei wir auch hier mit Maß und Mitte urteilen. Ich halte wenig davon, unseren Kunden immer mehr Regelwerke aufzudrängen, die sie möglicherweise gar nicht wirklich benötigen.

Lieber ein Regelwerk vernünftig implementiert als drei Regelwerke, die man nicht richtig versteht und nicht professionell zur Deckung bringen kann (Integrierte Systeme). Da wo der Nachweis erbracht ist, werden wir jedoch auch neue Regelwerke zügig einführen. Weitere Überlegungen sind in Vorbereitung, die ich aber noch nicht thematisieren kann.

Redaktion: Herr Orru, vielen Dank für das Gespräch.

 

Andreas Orru ist seit 1996 Geschäftsführer der CERTQUA – Gesellschaft der Deutschen Wirtschaft zur Förderung und Zertifizierung von Qualitätssicherungssystemen in der beruflichen Bildung mbH. Er ist Experte im Bereich Qualitätsmanagement für Bildungsorganisationen. Nach seinem Studium der Soziologie sowie Rechtswissenschaft mit dem Schwerpunkt Industrie- und Organisationssoziologie an der Universität Bielefeld war er als Lehrbeauftragter im Bereich Internationales Qualitätsmanagement an der Universität Düsseldorf tätig.